Eugen Blume – Gruppe BOR, Gemeente Museum Helmont, 1992

Eugen Blume – Ausstellugskatalog, Gruppe BOR, Gemeente Museum Helmont, 1992

… Detlef Günther hat einen temporären Austritt aus der Malerei vollzogen. Günther hat seine Malerei auf die Wirklichkeit zurückprojeziert und gefunden, daß alle artifizielle Struktur auch im Natürlichen bereits existent ist. Alle Facetten abstrakter, gestueller oder Farbflächenmalerei sind in Korossionsprozessen, in unbewußten Vorgängen bereits vorhanden. Erst der Entdecker verleiht ihnen Werkcharakter.

Die fotografische Registratur der gefundenen Bilder, denen Günther eine scherenschnitthafte Gestalt hinzufügt, löst sie aus dem natürlichen Zusammenhang. Die Erfahrung des wirklichen Raums als den eigentlichen Kunstraum, bedeutet zwangsläufig eine Abschwächung der Abbildfunktion des Bildes und erübrigt den nachschaffenden Prozeß. An seine Stelle treten signifikante Figuren, die auf jede Binnenstruktur verzichten und aus Folien geschnittenen Industrieprodukten ähneln. In ihrer Vereinfachung fordern sie Rehabilitation der komplizierten, künstlerischen Struktur auf der einen Seite, andererseits sind sie Zeichen eines Verlustes. Die Reduktion der artifiziellen Sprache ist als Paralleleprozeß zur permanenten Reduktion unseres natürlichen Umraums gedacht.

Der offensichtlichen Machtlosigkeit des Geistigen, das diesen Prozeß nicht aufzuhalten vermag, ihn als technische Intelligenz befördert, stellt Günther in seinen jüngsten Arbeiten eine andere Form der Besinnung entgegen. Den unter thematischen Gesichtspunkten auf die Fläche montierten “Bibliotheken” wird jeweils ein überdimensioniertes Zeichen zugeordnet (Ohr, Mann/Frau, Pferd), als ein Versuch, die sinnliche Wahrnehmung der Welt der analytischen voranzustellen. …

aus der Serie: Takt – Kopien, Spitzenstoff, x-Film Folie, Öl, Dammer – 220 cm x 180 cm